Rane FOUR im Test

Der Rane Four ist ein High-End-DJ-Controller mit vier Kanälen, der für leistungsorientierte DJs die ultimative Kontrolle über die Serato DJ Pro-Software bietet. Mit starren Plattentellern und einem Vier-Kanal-Mixer ist er kein reines Scratch-Gerät wie der Rane One, obwohl man auf seinen 8,5″-Plattentellern hervorragend scratchen kann.

Stattdessen konzentriert er sich auf Funktionen wie Hardware-Effekte nach Profi-Standard, tiefgreifende Stems-Kompatibilität und intelligente Funktionen für die Live-Performance wie zwei Laptop-USBs, zwei Mikrofone und externe Eingänge. Er ist nicht perfekt, aber er ist wahrscheinlich immer noch der beste Performance-Controller für Serato, den es aktuell zu kaufen gibt.

Erste Eindrücke und Setup

Der Controller ist klassisch Rane.

Die Farbe, das Styling, die Komponenten... alles spricht für Qualität. Er ist aus massivem Metall gebaut und einer der wenigen Controller, die wir kennen, mit einer abnehmbaren Oberplatte, damit man für Service und Reparaturen leicht an die Fader herankommt. Er ist für die Ewigkeit gebaut. Allerdings ist er in einer Hinsicht nicht ganz so traditionell Rane: Er hat starre (d.h. nicht motorisierte) Plattenteller. Sie sind 8,5 Zoll groß, also Full-Size, aber aus diesem Grund wird es ein paar hochgezogene Augenbrauen bekommen.

Mixer Sektion

Das Mixer-Layout ist wie eine Mischung aus einem Club-Mixer und einem Scratch-Mixer. Er verfügt über den Paddle- und FX-Bereich, den man von Rane-Controller-Mixern kennt, besitzt aber auch vier Kanäle und wählbare Filter-FX.

Alles ist kompakt ausgerichtet, wirkt aber nicht beengt und die Mixer-Sektion verfügt über alles, was man erwartet, einschließlich einer Split-Cue-Taste in der Kopfhörersektion. Diese Sektion befindet sich an der Vorderseite, zusammen mit den Crossfader-Zuweisungs- und Konturenreglern sowie den Reglern für das zweite Mikrofon (die Regler für das erste befinden sich oben auf dem Mixer selbst).

Rane four Back ViewAuf der Rückseite des Mixers befinden sich die symmetrischen und unsymmetrischen Master-Ausgänge, der symmetrische Booth-Ausgang, Eingänge für zwei (nicht vier) externe Kanäle, die zwischen Line und Phono umgeschaltet werden können, zwei USB-Eingänge für Computer und ein Kaltgerätestecker (kein billiges Netzteil).

Deck-Sektion

rane four deck viewNeben den schönen 8,5 Zoll Jogwheels mit internen Displays (die Wellenformen, Tonart, verstrichene Zeit, BPM, Position im Song sowie einen digitalen "Sticker" zum Scratchen anzeigen) verfügen die beiden identischen Decks über große gummierte RGB-Pads, wunderschöne OLED-Minidisplays über den Pads, die Informationen zur Pad-Auswahl zurückgeben, und große, "klickende" Play/Pause- und Cue-Tasten aus Kunststoff.

Die Pitch-Slider sind lang und leichtgängig, und es steht eine große Beat-Jump-Sektion pro Deck zur Verfügung, mit einem Größenwahlschalter und Links/Rechts-Tasten. Grundsätzlich findet man alle Bedienelemente, die man erwartet, einschließlich Loop-Steuerung, Slip/Censor, Library-Navigation, Pitch Bend, Key Adjust und so weiter.

Die Pads steuern den gesamten Serato-Performance-Modus, und mit dem Zusatz von Stems gibt es eine vollständige Stems-Steuerung über einen eigenen Pad-Modus, aber auch "always on" Acapella- und Instrumental-Tasten.

Der Controller im Einsatz

Das Gerät ist so konzipiert, dass es mit Serato DJ Pro 3.0 und höher funktioniert, was dir die Kontrolle über Stems ermöglicht - eines der großen Verkaufsargumente des Rane Four. Du lädst die Serato-Software herunter und installierst sie, und wenn du das Gerät anschließt, wird es freigeschaltet.

Damit diese Funktion ordentlich funktioniert, benötigst du Seratos Pitch'n Time Expansion Pack, um qualitativ hochwertiges Key Shifting zu erhalten - glücklicherweise wird es mitgeliefert.

STEMS-Feature

Beginnen wir mit einem umfassenden Blick auf die Stems-Implementierung.

rane four stems buttonsMit den Acapella- und Instrumental-Buttons kannst du Tracks sofort in Acapella und Instrumental trennen, egal wie die Pads eingestellt sind. Die Klangqualität, die du bekommst, hängt vom Quellmaterial ab und ist oft nicht perfekt, aber fast immer brauchbar und manchmal sogar beeindruckend gut.

Im Stems-Pad-Modus kannst du Gesang, Melodien, Bass und Drums isolieren oder entfernen, indem du die oberen vier Performance-Pads des Decks antippst, an dem du gerade arbeitest. Wenn du auf die unteren vier Pads tippst, erhältst du verschiedene vorprogrammierte Effekte - z. B. das "Abbremsen" der Musik, während die Acapella weiterläuft, das Entfernen der Acapella mit einem schönen Echo-Cut und so weiter. Sie sind sehr einfach zu bedienen und klingen großartig.

rane pur pad displaysEinzigartig an diesem Gerät ist der "Stems Split"-Modus. Das ist wie eine Instant Double Funktion, nur dass du hier einen Track abspielst, die Stems Split-Taste drückst und die Acapella auf eine Spur und das Instrumental auf den benachbarten Kanal legst. Jetzt kannst du die Kanalfader zum Einstellen und Hinzufügen von Effekten, EQ, Filtern usw. verwenden, so als würdest du zwei Versionen des Songs auf zwei Kanälen spielen - was du ja auch tust.

Man kann beide Tracks unabhängig voneinander bearbeiten, z. B. den einen loopen, den anderen scratchen und so weiter. Das ist ein echt tolles Feature, macht wahnsinnig viel Spaß und ist derzeit nur beim Rane Four möglich.

Je nach Leistung deines Computers kannst du die Stems so einstellen, dass sie im Voraus gesplittet werden oder während des Auflegen in Echtzeit arbeiten - wir haben es in Echtzeit mit einem Streaming-Dienst und einem M1 MacBook Air getestet, und trotzdem hat es nur ein paar Sekunden pro neuem Track gedauert, bis er fertig war - ziemlich beeindruckend.

Effekt-Sektion

Es gibt drei Arten von Effekten: Serato Channel FX, Serato Main FX und Rane Hardware Main FX.

rane four effect sectionDie Serato Channel FX bieten Filter, Filter + Roll, Flanger und Noise, die mit den Reglern unter den Channel EQs gesteuert werden. Sie sind eher die Holzhammer-Methode! Man kann keine Parameter einstellen, was natürlich wünschenswert wäre, damit man eine Feinabstimmung vornehmen kann.

Bei den Haupteffekten - also den Paddles, dem Parameter-Regler, der Beat-Steuerung über den Joystick und dem Wet/Dry-Regler - hat man die Wahl zwischen der Steuerung der sechs Effekteinheiten von Serato (verteilt auf zwei Decks) und den eingebauten Hardware-Effekten von Rane. Die Serato-Effekte sind nichts Neues, aber die Rane-Hardware-Effekte sind für diese Art von Controller sehr neu - ja sogar einzigartig.

Dabei hat man die Kontrolle über sechs Tasten, aber es stehen insgesamt 22 Effekte zur Verfügung, die zum wilden performen einladen. Du kannst deine Favoriten auf den sechs Tasten speichern. Deine Auswahl bleibt auch nach dem Einschalten erhalten, so dass du das System nach deinen Wünschen einrichten kannst.

Die Effekte sind eine Mischung aus "exzellent", "auf keinen Fall", Standard und "nicht nach meinem Geschmack" - was bei der Vielzahl der Effekte normal ist. Für uns können sie nicht ganz mit den Effekten von Pioneer DJ mithalten, aber das ist wahrscheinlich eine persönliche Vorliebe - sie klingen denoch sehr gut. Die Auswahl der Skalen für die Tonhöheneffekte macht mir sehr viel Spaß.

Ein kleiner Bildschirm, auf dem du sehen kannst, was mit dem Joystick passiert, hilft dir, die Beatwerte zu ändern und die BPM pro Deck zu manipulieren.

Wenn man das Gerät ohne Laptop benutzt und stattdessen z.B. ein Aufnahmedeck an die Kanäle 3 und 4 anschließt, werden die Kanal-FX zu reinen Filtern, aber man kann immer noch alle Hardware-FX benutzen. Wenn ein Laptop angeschlossen ist, wird alles, was man am Gerät macht, an Serato gesendet, einschließlich des Hinzufügens von Hardware-Effekten zu den Eingängen usw., so dass man problemlos die gesamte Show aufzeichnen oder livestreamen kann.

Weitere Eindrücke

Wir haben gerne mit diesem Gerät aufgelegt, weil die Anordnung der Elemente und auch das Gerät selbst großzügig dimensioniert ist und über vollwertige und angenehm zu bedienende Jogwheels verfügt. Die In-Jog-Displays sind hell, aber wir hätten gerne einen Regler für die Anpassung der Helligkeit gehabt. Eine Sache, die wir vermisst haben, war eine Möglichkeit, die Beatgrids direkt am Gerät einzustellen, um spontane Anpassungen vornehmen zu können.

Rane four front angle viewDas Mischpult ist zwar gut vollgepackt, fühlt sich aber nicht beengt an, und im Großen und Ganzen haben wir die Hardware-Effekte den Software-Effekten vorgezogen - obwohl wir den Hardware-Hall nicht so überzeugend fanden. Insgesamt war die Klangqualität jedoch hervorragend, wie man es von Rane erwartet.

Ein Bereich, in dem die Klangqualität variiert, sind natürlich die Stems - das ist bei allen Stems-Algorithmen so. Je hektischer der Track, desto schwieriger ist es für das Gerät, die Vocals, Basslinien usw. überzeugend zu trennen. Dies kann sich jedoch mit der Zeit verbessern, so dass die Ergebnisse zwar noch nicht den Produktionsstandards entsprechen, aber in der Regel für DJs geeignet sind.

Ein nettes Feature ist die Möglichkeit, Dinge wie Mikrofon-Talkover und -Routing, Crossfader-Cut-Distanz usw. über die Hardware einzustellen - ohne einen Laptop anschließen oder ein Einstellungsprogramm öffnen zu müssen. Man tippt bei gedrückter Umschalttaste auf die Schaltfläche "Hardware/Software FX" und wählt dann mit dem Joystick über ein Menü/Untermenüsystem die einzustellenden Dinge aus, wobei man die eigentlichen Einstellungen mit dem Parameterknopf vornimmt.

Fazit

Für Rane ist der Controller ein gewisser Bruch mit alten Traditionen, da es sich um ein "statisches" Jogwheel-Gerät handelt und daher nicht unbedingt auf Scratch-Sessions ausgelegt ist. Es richtet sich eher an Performance-DJs und zielt damit auf das Pioneer-DJ-Segment der Serato-Benutzerbasis ab.

Um zu verstehen, warum das Gerät so designed wurde, ist es wahrscheinlich aufschlussreich, sich die Markenfamilie im DJ-Sektor anzusehen, die der Muttergesellschaft von Rane, inMusic, gehört. Da gibt es Numark (Geräte der unteren Preisklasse), Denon DJ (ausschließlich Standalone-DJ-Hardware) und Rane, das jetzt als Profi-Software-Equipment positioniert wird. Bei dieser Analyse passt der Rane Four eigentlich perfekt ins Bild.

Denn das Gerät ist definitiv professionell. Metallgehäuse, abnehmbare Frontplatte für die Fader, tadellose Klangqualität, Hardware-Effekte, zwei Mikrofonkanäle, vier Kanäle (zwei "Standalone"-Kanäle), hochmoderne Serato-Funktionen ... für alle, die bei Controllern an "Spielzeug" denken - nun, der Rane FOUR ist kein Spielzeug.

Stems ist ein Feature, das sich aber in der Praxis noch nicht bewährt hat, und die tatsächliche Klangqualität ist derzeit nur "gut". Die Technik ist eindeutig beeindruckend. Aber wird sie sich als Perfromance-Element durchsetzen oder nur zur Musikvorbereitung dienen? Rane und Serato setzen mit dem Rane Four ihre Hoffnungen auf Ersteres, denn die Stems-Funktionen stehen im Vordergrund.

Insgesamt sind wir von den ersten Eindrücken und Features dennoch überzeugt, denn der FOUR könnte STEMS als völlig neues DJ-Performance Element etablieren. Wer das Geld übrig hat und vom STEMS Konzept überzeugt ist darf gerne investieren. Am Controller selbst als DJ-Gear gibt es nicht viel auszusetzen!

Passende Artikel
Rane FOUR Rane FOUR
ab 1.499,00 € 2.159,99 €
Kurzfristig lieferbar