Pioneer DJ PLX-CRSS12 im Test

Wenn dein DJ-Herz nach besonderen Funktionen ruft, könnte der Pioneer DJ PLX-CRSS12 genau dein Ding sein. Als Scratch-Plattenspieler bietet er nicht nur Vielfalt, sondern auch Einzigartigkeit. Sei es die Anpassung von Cues, Stems und Samples mit Hilfe der intuitiven Performance-Pad-Tasten oder die feinabstimmbare "Step Pitch"-Funktion – du behältst die Kontrolle. Eine Besonderheit ist die "Magvel Clamp", die die Reibung deiner Slipmats meisterhaft reguliert.

Aber das Sahnehäubchen ist zweifellos seine Kompatibilität mit Serato und Rekordbox, die in einem DVS-Setup funktioniert, ohne auf Kontroll-Vinyl oder den Tonarm angewiesen zu sein. Es ist, als würde man die besten Teile von Technics 1210, Rane Twelve und dem Phase Wireless DVS-System zu einem einzigen High-Tech-Gerät verschmelzen.

Der Pioneer DJ PLX-CRSS12 ist das ultimative Werkzeug für alle, die sich in der Welt des Open-Format Turntablism zu Hause fühlen. Allerdings könnte es für Gelegenheitsnutzer etwas zu viel des Guten sein – und das hat natürlich seinen Preis.

Erster Eindruck / Installation und Features

Wir waren zunächst etwas skeptisch. Auf den ersten Blick schien der Pioneer DJ PLX-CRSS12 wie ein bunter Mix aus verschiedenen Turntable-Elementen zu sein. Doch als das Gerät aus seiner Verpackung bereit wurde, sind wir eines Besseren belehrt worden. Sein Erscheinungsbild ist trotz der vielen Extras überraschend elegant. Komplett in Schwarz, inklusive Tonarm und Standfüße, strahlt er eine gewisse Finesse aus, die ihn trotz seiner Technics-Inspiration als etwas Besonderes kennzeichnet.

Sein Gewicht ist spürbar, was ihn robust und vertrauenswürdig macht, im Gegensatz zu einigen anderen Geräten der Konkurrenz. Zudem wurde der Pioneer DJ PLX-CRSS12 so konzipiert, dass er im typischen Battle-Scratch-Stil um 90 Grad gedreht werden kann, wobei der Tonarm nach hinten zeigt. Die Beschriftungen sind entsprechend ausgerichtet, sodass sie aus dieser Perspektive optimal zu lesen sind.

Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Gerät selbst auch alle notwendigen Kabel für Audio- und Computeranschlüsse (inklusive USB-C auf USB-A Kabel), sowie alles, was man für die Montage benötigt. Ein eleganter Staubdeckel aus getöntem Kunststoff rundet das Gesamtpaket ab.

Pioneer DJ PLX-CRSS12 Rückseite

Man startet, indem man das Audiokabel an den Mixer anschließt. Ideal für diesen Zweck wäre ein Scratch-Mixer/Controller wie der DJM-S7 oder DJM-S11. Das USB-Kabel kommt entweder in den Mixer, falls dieser als USB-Hub zum Computer fungiert, oder direkt in den Computer. Das Gerät wird dann mithilfe des großzügig dimensionierten Ein-/Ausschalters auf der Rückseite in Betrieb genommen. Überraschend ist die seitliche Positionierung der Strombuchse, während die Cinch-Buchsen und der Schalter auf der Rückseite zu finden sind. Dank der großzügig gestalteten Standfüße können jedoch alle Kabel unter dem Gerät verborgen werden, sodass keine Kabel sichtbar sind, sobald die Installation abgeschlossen ist.

Eine interessante Möglichkeit wäre es, komplett auf Audiokabel zu verzichten. Das drahtlose Scratch-System für Plattenspieler, bekannt als Phase, kann auf diese Weise mit Serato interagieren. Es wäre denkbar, dass der Steuerton über das USB-Kabel vom Plattenspieler zum Laptop und die Audiosignale zurück zum Mixer über das an das Audio-Interface angeschlossene USB-Kabel geleitet werden. Möglicherweise gibt es hier einen Aspekt, den man übersehen könnte, doch bei kompatiblen Mixern könnte diese Methode die Installation noch weiter vereinfachen.

Plattenteller und Magvel Clamp

Pioneer DJ PLX-CRSS12 Magvel ClampDie Einrichtung des massiven, hochpräzisen Drehtellers, der mit klassischen Stroboskop-Markierungen versehen wurde, ist dank der sechs mitgelieferten Schrauben ein Kinderspiel. Bei diesem Vorgang wird man auf die zwei konzentrischen Ringe im Mittelpunkt der Drehscheibenbasis aufmerksam - einer ist mit der Spindel verbunden, der andere nicht. Ein Detail, das an die motorisierten Drehscheiben des DDJ-REV7 Serato DJ Controllers erinnert.

Setzt man die mitgelieferte Slipmat und eine Vinylplatte ein und bringt darauf die "Magvel-Fixierung" an, die Ähnlichkeit mit einem Hockeypuck hat, rastet diese dank eingebauter, starker Magnete kraftvoll ein. Durch Drehen eines kleinen Rädchens auf der Oberseite der Magvel-Fixierung lässt sich das Drehverhalten der Slipmat justieren. Dieses durchdachte System funktioniert hervorragend und dürfte bei Turntable-Künstlern auf offene Ohren stoßen. Für die Lagerung beim Abspielen von Platten steht eine kleine Spindel bereit. Ein Adapter für 7-Zoll-Platten fehlt allerdings im Lieferumfang.

Performance Buttons

Pioneer DJ PLX-CRSS12 Performance PadsIn der linken unteren Ecke befinden sich vier unauffällige, beleuchtete Performance-Pads, die zur Steuerung von Cues, Stems und Samples/Scratch Bank dienen. Sie sind nicht dazu gedacht, umfassende Kontrolle über die DJ-Software zu bieten, denn normalerweise verwendet man sie in Kombination mit einem Scratch-Mixer oder -Controller, der diese erweiterten Funktionen bietet (denke an Bibliothekssteuerungen, Effekte und vielseitige Pads). Ihr Zweck besteht darin, beim Live-Auftritt einige gern genutzte Funktionen direkt zur Hand zu haben - besonders die direkte Kontrolle über Stems hat uns dabei begeistert.

Es ist auch eine "5-8"-Taste vorhanden, die das Umschalten der Pads von 1-4 auf 5-8 ermöglicht, zwei weitere Tasten zur Auswahl von vier Pad-Funktionen in Kombination mit der Shift-Taste, Instant-Doubles und Funktionen zur Parameteranpassung ("Pad-Tasten" plus Shift ermöglichen diese). Die hell und einstellbar leuchtenden Tasten erfüllen ihre Funktion sehr gut.

Kontrolle für Motor und Plattenteller

Pioneer DJ PLX-CRSS12 MotorkontrolleZusätzlich zur Magvel-Fixierung zur Anpassung des Plattenteller-Gefühls, lässt sich das Drehmoment individuell einstellen (niedrig/mittel/hoch), um den Plattenspieler genau nach den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren (diese Einstellungen befinden sich im Utility-Menü, das über das OLED-Display bedient wird. Neben der Start/Stopp-Funktion gibt es auch eine Motorstopp-Taste, die den charakteristischen "Plattenspieler-Auslauf"-Sound erzeugt. An der Vorderseite des Geräts befindet sich ein dreistufiger "Bremsschalter", der beim Betätigen der Start/Stopp-Taste einen sofortigen Stopp, kurzen Stopp oder mittleren Stopp ermöglicht.

Neben den Umschaltern für 33/45 Umdrehungen verfügt das Gerät über eine ausklappbare Leuchte, die sowohl die Stroboskop-LED als auch das Plattenteller-Licht beinhaltet. Leider fehlt hier das charakteristische gedämpfte Gefühl, das man von Technics-Modellen kennt - ein kleiner Wermutstropfen.

Der Tonarm

Pioneer DJ PLX-CRSS12 TonarmDer Tonarm in elegantem Mattschwarz hält sich in klassischer S-Form an bewährte DJ-Standards. Mit gewohnten Anpassungsoptionen für Höhe, Antiskating und rotierendes Gegengewicht sowie einer schraubbaren Verlängerung am Ende zur Feinabstimmung bietet er optimale Anpassungsmöglichkeiten.

Der Tonarm bringt zudem ein 4g Einschraubgewicht mit, um ein Springen des Tonabnehmerns bei ambitioniertem Scratchen zu vermeiden. Kurzum: Der Tonarm lässt sich ganz individuell auf deine Vorlieben abstimmen.

Die Auswahl eines Tonabnehmers und einer Nadel obliegt dir - sie sind nicht im Lieferumfang enthalten.

Display, Pitch und Deck-Controller-Funktionen

Pioneer DJ PLX-CRSS12 Oled DisplayEin kompaktes OLED-Display unter dem Tonarm liefert Informationen zur Tonhöhe des Tracks, zur Tonhöhe in Abhängigkeit von der Pitch-Einstellung (die auf "Step Pitch" gesetzt werden kann, sodass die Tonhöhe eines Tracks schrittweise um einen Halbton verändert wird, wenn du ihn beschleunigst oder verlangsamst), zur BPM-Zahl und - sehr interessant - zur Frage, ob der Plattenspieler ein Steuersignal für Serato oder Rekordbox ausgibt, wenn du ihn mit dem in der Nähe befindlichen Knopf aus dem "Nadelmodus" (also dem normalen Plattenspielermodus) schaltest.

Die angenehm gedämpfte Pitch-Kontrolle verfügt über eine Reset-Taste und eine spezielle Taste zur Einstellung des Tempo-Bereichs - ideal für vielseitige, genreübergreifende Sets mit variablen BPM-Raten.

Der Hybrid-Turntable im Einsatz

Für den Test haben wir zwei dieser Plattenspieler mit einem DJM-S11 Mixer gepaart und an Yamaha HS5 Boxen angeschlossen. Als ersten ließen wir ein einfach nur ein paar Schallplatten laufen, um ein erstes Gefühl zu bekommen- die Klangqualität der Phono-Vorverstärker war beeindruckend und es bestätigte sich, dass in diesem Bereich keine Abstriche gemacht wurden.

Pioneer DJ PLX-CRSS12 im EinsatzAls Nächstes integrierten wir Rekordbox Control-Vinyls und schalteten die Software in den relativen DVS-Modus. Alles lief reibungslos, wie es von einem Premium-DVS-Plattenspieler zu erwarten ist, unterstützt von einem starken Motor. Besonders hervorzuheben ist die Magvel Clamp, die eine Feinabstimmung des Drehmoments ermöglicht. Mit einer eher lockeren Einstellung konnten wir mühelos Spinbacks erzeugen, was für Nicht-Scratch-DJs eine Menge Spaß bedeutet.

Im nächsten Schritt testeten wir den Controller-Deck-Modus, ohne Timecode-Vinyl oder Tonarm. Durch Deaktivieren des "Needle Modes" mit der entsprechenden Taste schalteten wir diesen Modus ein. Fortan ähnelte das Erlebnis stark dem eines Rane Twelve Controllers - ideal für DJs, die DVS im relativen Modus nutzen möchten.

Pioneer DJ PLX-CRSS12 Vinyl BrakeWir haben diesen Plattenspieler sowohl mit Serato als auch mit Rekordbox getestet und konnten zwischen beiden keine Unterschiede feststellen. Schließlich basieren beide auf dem DVS-Prinzip, einem universellen Ansatz zur Steuerung von DJ-Software mit Plattenspielern. Die Performance-Pads funktionieren bei jeder Software etwas anders, aber sie lassen sich leicht anpassen, sodass du sie nach deinen eigenen Vorlieben einrichten kannst.

Die schrittweise Anpassung der Tonhöhe ist sehr spezialisiert und könnte DJs, die gerne mit Tonspielereien experimentieren, gefallen. Uns hat diese Funktion jedoch etwas verwirrt, da wir Schwierigkeiten hatten, den Zusammenhang der beiden Tonhöhenwerte, die auf dem OLED-Display angezeigt wurden, zu verstehen.

Unser Fazit

Der Pioneer DJ PLX-CRSS12 Plattenspieler ist ein echtes Powerpaket für alle Scratch-DJs, die ihr Setup ordentlich erweitern wollen. Mit seiner Vielzahl an Funktionen, darunter die Performance-Pad-Tasten für Cues, Stems und Samples, die "Step Pitch"-Funktion und die innovative "Magvel Clamp", hebt er sich von der Masse ab.

Die Besonderheit dieses Plattenspielers ist die Fähigkeit, Serato und Rekordbox in einem DVS-Setup zu steuern, ohne auf Control-Vinyl oder den Tonarm angewiesen zu sein. Das macht ihn zu einer einzigartigen Kombination aus einem Technics 1210, einem Rane Twelve und dem Phase-Drahtlos-DVS-System - ein wahrer Traum für den Open-Format-Turntablisten. Für einige mag dies allerdings als zu viel des Guten erscheinen - vor allem angesichts des Preises.

Ob der Pioneer DJ PLX-CRSS12 der richtige Plattenspieler für einen ist, hängt letztlich davon ab, wie sehr man die vielfältigen Funktionen zu schätzen weiß oder überhaupt benötigt. Er bietet eine breite Palette an Möglichkeiten - vom Abspielen von Schallplatten über die Arbeit mit jedem DVS-Vinyl bis hin zum Einsatz als Controller. Aber man könnte auch für weniger Geld zwei gute Plattenspieler und ein Phase-Drahtlos-System oder einfach Timecode erwerben. Alternativ könnte man auch ein Paar Rane Twelve Controller einsetzen, wenn man nicht auf das Abspielen von analogen Schallplatten besteht.

Unserer Meinung nach hat der Pioneer DJ PLX-CRSS12 viel zu bieten für diejenigen, die das Gefühl von analogen Plattenspielern lieben, aber dennoch die Flexibilität eines digitalen Systems zu schätzen wissen. Die Tatsache, dass er diese Vielseitigkeit bietet, ohne kitschig oder überladen zu wirken und dabei noch alles in ein edles Gehäuse packt, ist lobenswert.

Mit einem Preis von 1.400 € ist er sicherlich keine günstige Option. Aber wenn man bereit ist, in ein Paar DJ-Plattenspieler zu investieren, der alles beherrscht, dann sollte der Pioneer DJ PLX-CRSS12 definitiv in die engere Auswahl kommen.

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