Roland SP-404 MK2 im Test

Der Roland SP-404MkII ist ein so großer Sprung nach vorn gegenüber dem ursprünglichen SP-404, dass er es verdient, als ein völlig neues Gerät betrachtet zu werden.

Wer ein wirklich brauchbares, praxisnahes Sample-Playback-Gerät sucht, das auch ein waschechter Sampler ist und eine Menge Power unter der Haube hat, könnte hier fündig werden. Aufgrund seiner Leistungsfähigkeit und seines Formfaktors, der sich gut in die meisten DJ-Setups einfügt, ist er auch besonders gut für DJs geeignet.

Erste Eindrücke / Einrichtung

Der originale Roland SP-404 muss nicht vorgestellt werden. Er war ein sehr beliebter Sampler, geliebt von Hip-Hop-Produzenten und Künstlern weltweit. Der neue Roland SP-404 MkII weicht optisch nicht allzu weit von diesen Wurzeln ab, was vermutlich klug ist.

Was hat er also zu bieten? Nun, es ist ein echter Sampler mit zwei 6.35mm Klinken-Eingängen auf der Rückseite und einem umschaltbaren Mikrofon-/Instrumenteneingang auf der Vorderseite mit Vorverstärker.

Natürlich ist das Gerät auch ein Sample-Player - Es stehen 16 Projekte mit jeweils 160 Samples (16 pro Bank A-E), ein einfach zu bedienender Sequenzer mit 16 Patterns pro Bank in 10 Bänken und sogar ein "Mini-DJ-Controller" mit einem DJ-Modus zur Verfügung.

Das SP-404 verfügt über eine Kopfhörerbuchse (3.5 mm und 6.35 mm Klinke), die für den Cue-Mix verwendet werden kann. Außerdem bietet das Gerät über seine USB-C-Buchse ein Audio-Interface mit 2 Eingängen und 4 Ausgängen sowie 37 interne Effekte, 16 Eingangs-FX, 5 Shortcut-Tasten (konfigurierbar) und Reglern zur Steuerung von Parametern.

Die Stromversorgung erfolgt über 6 x AA-Batterien, die eine Betriebsdauer von drei bis vier Stunden ermöglichen. Außerdem kann der Sampler über ein ausreichend leistungsfähiges USB-C-Netzteil mit Strom versorgt werden.

Was die weiteren Neuerungen angeht, so gibt es jetzt natürlich einen hochauflösenden Bildschirm, vier weitere Pads, eine Anschlagdynamik, mehr Stimmen, mehr Effekte, 16 GB internen Speicher (One Shots, Loops, Stems und bis zu 16 Minuten pro Sample-Slot) - und man kann den Speicher mit einer SD-Karte erweitern.

Das einzige, was dem Original fehlt, ist das eingebaute Mikrofon - keine große Sache, da man es ohnehin nie für ernsthaftes Sampling verwenden würde.

SP-404 back and Front

Das sampeln

Das Sampling könnte nicht einfacher sein: Man drückt auf Aufnahme, wählt ein leeres Pad und... nimmt auf! Anschließend kann die Spur normalisiert werden, Start- und Endpunkte können festgelegt werden und vieles mehr.

Es stehen noch weitere Aufnahmeoptionen zur Verfügung:

  • Count-In (Start der Aufnahme nach Einzählung)
  • Gate-Aufnahme (Startet nur, wenn ein Treshold überschritten wird)
  • Aufnahme mit eingeschaltetem Metronom - sehr nützlich
  • Resampling Modus - also sich selbst beim Abspielen von Samples aufnehmen. Erinnert sich noch jemand an das Overdubbing auf Vierspur-Kassetten-Systemen? Genau das.

Hip Hop Producer wird vor allem der "Chop"-Modus gefallen, in dem sich Samples manuell zerhacken lassen, oder aber auch automatisch bei Zeiteinteilungen oder Transienten markiert werden.

Ein echter herausragender Vorteil ist der ständig laufende 25-Sekunden-Puffer, der alles aufzeichnet, egal ob man gerade aufnimmt oder nicht.

Wenn man versehentlich etwas verpasst, läuft die SP-404 trotzdem mit und das Sample ist wie von Zauberhand da und kann wieder hergestellt und gespeichert werden. Super genial!

Playback Qualitäten

Die Pads bieten verschiedene Wiedergabemodi:

  • Anschlagdynamisch,
  • Anschlagdynamik auf 16 Pads verteilt (dasselbe Sample mit unterschiedlicher Lautstärke auf allen 16 Pads)
  • Feste Empfindlichkeit
  • Chromatisch (d. h. das Sample ändert seine Tonhöhe über die Pads hinweg - allerdings ohne Skalen)

Im Gate Modus wird das Sample so lange abgespielt, wie auch das Pad gedrückt wird - Im Gegensatz zum One-Shot Modus, bei dem das Pad nur angetippt werden muss und das Sample komplett durchspielt.

Es gibt einen umfassenden Loop-Modus, der Samples in einer Schleife abspielt. Dazu können Loop-Punkte gesetzt werden, die auch in verschiedenen Stilen abgespielt werden (Normal, Rückwärs, Ping Pong). Zusätzlich lässt sich auch die Lautstärke und das Panning pro Pad anpassen.

Uns hat die Anpassung von Tonhöhe und Geschwindigkeit mit dem "Vinyl-Modus" (Geschwindigkeit und Tempo gekoppelt) oder das Timestretching/Tonhöhenverschiebung von Samples gefallen, letzteres um Halbtöne. Wie bei vergleichbaren Geräten sind normalerweise etwa 15 % in Ordnung, bevor man Artefakte hört.

Der Bildschirm zeigt standardmäßig die BPM des Samples an. Wenn man sich im Sample-Editiermodus befindet, steht auch eine Wellenform-Anzeige zur Verfügung.

Die Effektsektion

Wie auch schon im Vorgänger steht eine umfangreiche Effektsektion zur Verfügung, um seine Samples nach allen Regeln der Kunst verformen zu können: Sie sind in zwei "Typen" unterteilt.

Zu den Eingangseffekten gehören

  • Vocoder
  • Chorus
  • Reverb
  • Delay
  • Auto Pitch
  • Guitar Amp
  • Saturation
  • Vinyl/Cassette
  • Kompressor 

Es gibt vier "Main Mix"-Effekt-Slots mit 37 Effekten zur Auswahl, von denen fünf über das obere Bedienfeld (konfigurierbar) zugänglich sind, 16 über Pads ausgewählt werden können und alle mit den vier Reglern gesteuert werden können. Dazu gehören

  • Resonator
  • Delays
  • EQ/Isolator-EQ
  • DJ-Style-Loop
  • Lo-Fi
  • Vinyl-Simulation
  • Phaser
  • Wah-Wah
  • Phaser Distortion
  • Compressor

Zu beachten ist, dass die FX-Einstellungen global sind, nicht mit Projekten gespeichert werden und nicht gespeichert werden, wenn das Gerät ausgeschaltet wird - obwohl sie als Favoriten gespeichert werden können. Roland möchte wohl, dass man seine Favoriten auswählt und sie universell verwendet.

Wer mit den Effekten seinen Unqiue Sound einmal kreieren will und dann auf schnellen Workflow setzt, kann mit der SP-404 MK2 sehr glücklich werden!

Der Sequencer

Die Bedienung ist auch hier denkbar einfach: Man sucht sich einen leeren Slot auf den Pads oder fügt Noten zu einer bestehenden Sequenz hinzu. Das Tempo der Sequenz, die Länge in Takten (4-64) und Dinge wie die Rasteroptionen für die Quantisierung können eingestellt werden.

Allerdings gibt es keinen Step-Sequenzer - Alles wird hier noch Live eingespielt.

Es gibt jedoch eine Undo-Funktion und einen Übungsmodus, der durch zweimaliges drücken auf Record gestartet wird.

DJ-Modus

Ja, du kannst damit tatsächlich auflegen!

Indem du ganze Musiktitel in deinen Slot und deine Bänke ziehst (was auf einem Computer mit der dazugehörigen App einfacher ist), kannst du ein "Set" zusammenstellen. Das Gerät verfügt über Pitch Bend/BPM-Änderung. Für das Mixing stehen die oberen Buttons zur Verfügung.

Zusätzlich ist eine Sync-Taste vorhanden, man kann das Tempo durch antippen ändern und sogar einen kleiner Crossfader auf dem Bildschirm ist vorhanden.

Mit dem Cue-Mix, der über die Kopfhörer abrufbar ist, kann man damit tatsächlich DJ-Sets realisieren.

Fazit

Wie auch schon der beliebte Vorgänger ist der SP-404 in der MK2 Version ein ein grundsolider und sehr direkter Sampler, der zum sofortigen Spielen und Jammen einlädt.

Der Einstieg in das Gerät erfolgt intuitiv und man findet sich sehr schnell zurecht. In kürzester Zeit lassen sich Ideen umsetzen.

Insgesamt ist das Gerät trotz seiner enormen Verbesserung gegenüber dem Original bei gleichem Preis genauso einfach zu bedienen wie das alte Gerät.

Nein, es gibt keinen Step-Sequenzer und bei der Wiedergabe fehlt es an Polyphonie und jeder Art von Skalen.

Aber er hat auch unschlagbare Vorteile, ist einfach zu bedienen, tragbar, kann alles aufnehmen, funktioniert mit Batterien... und als praktischer Sampler und Sample-Playback-Gerät für DJs und Performer ist er genau das Richtige.

Für alle Producer und DJs, die schnell, einfach und effektiv mit Samples arbeiten wollen, ist dieses kleine, kompakte Gerät genau die richtige Wahl!

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