Pioneer DJ DJM-A9 im Test
Der Pioneer DJ DJM-A9 ist ein würdiger Nachfolger des sehr beliebten DJM-900NXS2 (dem derzeitigen "Industriestandard"). Es handelt sich hier um einen Fall von "Evolution, nicht Revolution", und auch das Layout wird natürlich für jeden, der solche Mixer über Jahrzehnte hinweg benutzt hat, sofort vertraut sein.
Aber moderne Anschlüsse, bessere Anpassungsmöglichkeiten, neue Effekte und eine höhere Klangqualität tragen der Entwicklungsarbeit und dem höheren Preis Rechung. Wenn man ihn auch nur eine Weile benutzt, wird man nicht mehr zum DJM-900NXS2 zurückkehren wollen, nicht zuletzt, weil er deutlich besser klingt.
Erste Eindrücke
Das Gerät sieht auf den ersten Blick aus wie ein gewohnter Pioneer DJ-Club-Mixer. Er hat die übliche Tiefe und Höhe, das gleiche schwarze Metalldesign mit einem großen Logo auf der Vorderseite und die erwarteten vier Kanäle, Effekte auf der rechten Seite, Mikrofonkanäle usw. auf der linken Seite.
Es ist jedoch ein wenig breiter (was in manchen Setups zu Problemen führen könnte), und von dort aus dauert es nicht lange, um Änderungen zu entdecken: Ein mysteriöser neuer "Center Lock"-Knopf auf dem Sound Color FX, Bluetooth, ein zusätzlicher Satz von Kopfhörer-Bedienelementen, ein schickes neues Display, moderne USB-C-Eingänge neben dem älteren USB-B-Typ.
Je genauer man hinschaut, desto mehr stellt man fest, dass so ziemlich alles umgestaltet wurde, wenn auch nur subtil an vielen Stellen.
Einrichtung
Wie bei den Vorgängermodellen handelt es sich auch hier um einen Mixer - zum Einrichten schließt man ihn einfach an. Er muss immer noch an einen Ethernet-Router angeschlossen werden, um mit dem Pro DJ Link-Ökosystem von Pioneer DJ verwendet werden zu können (obwohl er auch WiFi hat - mehr dazu später), und er hat immer noch eine Auswahl an digitalen und analogen Ein- und Ausgängen, aber alles ist so, wie man es erwartet, wenn es darum geht, ihn in Betrieb zu nehmen.
Hier läuft alles unkompliziert und es erwarten einen keine Überraschungen, aber auch keine Stolpersteine.
Im Betrieb
Wir gehen die größten Änderungen gegenüber dem DJM-900NXS2 durch und sprechen dann ein wenig über die Klangqualität, bevor wir zu unserem Fazit über diesen neuen Mixer kommen.
Center Lock Feature bei den Sound Color FX
Es gibt einen neuen Schalter, der eine mechanische Sperre auf die Sound Color FX-Regler anwendet. Er ist so konzipiert, dass DJs mit viel Fingerspitzengefühl die Effekte (z. B. einen Filter) schnell in den Mix hinein- und wieder herausdrehen können, ohne dabei den 12-Uhr-Klickpunkt "Effekt aus" auf dem Regler zu "verpassen". Er sperrt den Regler buchstäblich ein, so dass er nicht weiter gedreht werden kann.
Das heißt, wenn man stark genug daran wackelt oder dreht, geht er über 12 Uhr Position hinaus - aber man muss schon sehr entschlossen sein und Kraft aufwenden, damit das passiert.
Anfangs gefiel uns diese Funktion nicht so besonders- es fühlte sich seltsam an, sie zu erzwingen, und wir konnten nicht verstehen, warum Pioneer DJ nicht einfach eine Software-"Sperre" eingebaut hat (bei der der Effekt nicht mehr funktioniert, selbst wenn der Regler zu weit gedreht wird) - aber je mehr wir uns daran gewöhnten, desto besser gefiel sie uns. Bei DJs, die dazu neigen, sich mitreißen zu lassen, wird diese Funktion sicher ebenso gut ankommen.
Neue Beat-FX
Zu der bereits vorhandenen breiten Palette an großartig klingenden Beat-Effekten hat Pioneer DJ den Mobius-Effekt aus dem DDJ-1000/DDJ-1000SRT hinzugefügt (ein großartig klingender Effekt), aber auch zwei "Thirds"-Effekte, Triple Filter und Triplet Roll.
Die Verwendung von Terzen/Tripletts in gerader 4/4-Dance-Musik kann fantastisch klingen, daher ist es gut, zwei solcher Optionen in einem Club-DJ-Mixer zu sehen; normalerweise sind sie nur in den Effekten bestimmter Software versteckt.
Knöpfe statt Regler für die Beat-FX-Zuweisung
Wenn wir schon über die Effekte sprechen, sollten wir auch über die neuen Knöpfe sprechen. Das ist eine kleine Verbesserung aber mit großen Einfluss, denn der alte Drehknopf, mit dem man den gewünschten Beat-Effekt z. B. dem Kanal, der Crossfader-Seite oder nur dem Master zuweisen konnte, war umständlich zu bedienen und fehleranfällig.
Jetzt haben alle Optionen Drucktasten, was wesentlich besser funktioniert. Es gibt immer noch Lichter auf dem Gerät selbst, um dir zu zeigen, auf welchem Kanal oder Routing der Effekt arbeitet, aber auf diese Weise wurde das Umschalten zwischen ihnen deutlich verbessert.
Wesentlich bessere Anzeige
Nicht nur für die Anzeige der Effekteinstellungen, sondern auch für die Navigation durch das umfangreiche Einstellungsmenü "Utility" ist das neue Display über der Effektsektion ein großer Fortschritt gegenüber dem des DJM-900NXS2. Es ist größer, farbig, hat eine höhere Auflösung und kann viel mehr Informationen anzeigen und wiedergeben.
Das bedeutet zum Beispiel, dass das X-Pad viel feiner eingestellt werden kann und man sofortiges Feedback auf dem Bildschirm bekommt, wie es gerade eingestellt ist. Das bedeutet auch, dass DJs eine einfache Möglichkeit geboten bekommen, ihre speziellen Einstellungen (insbesondere bei den Effekten) anzupassen und sie bei der Ankunft an einem Veranstaltungsort einfach auf jeden DJM-A9 zu laden.
Dies ist eines der wichtigsten Dinge, die man wirklich vermissen wird, wenn man vom DJM-A9 auf den DJM-900NXS2 umsteigt.
Dual Headphone Feature
Beim A9 gibt es zwei unabhängige Kopfhörersysteme. Dafür sind die zusätzlichen Cue-Tasten auf der Vorderseite angebracht - sozusagen der "B"-Kopfhörersatz. Jeder DJ kann wählen, was er abhören möchte. So wird das Back-to-Back-Spielen, das Umschalten zwischen DJs oder das Spielen als Teil eines DJ-Duos viel einfacher.
Während sich die erste Reihe von Kopfhörerbuchsen dort befindet, wo man sie erwarten würde (d. h. auf der Oberseite des Geräts), hat Pioneer zum ersten Mal Bedienelemente oder Funktionen an der Vorderseite eines solchen Mischpults angebracht - ein Umstand, auf den man achten sollte, wenn man den A9 bündig in ein Setup einpflanzen möchte.
Booth EQ
Direkt auf der Oberseite befindet sich ein Zweiband-EQ für das DJ-Abhörsystem, mit dem der DJ direkt die Kontrolle übernehmen kann, wenn die mitgelieferten Abhörmonitore zum Beispiel zu scharf eingestellt sind. Diese Funktion wurde direkt vom DJM-V10 übernommen (wie so manches andere hier auch).
Weitere Einstellungen sind nicht nur für die Booth, sondern auch für die Master-Ausgänge, Kopfhörer, Mikrofone usw. möglich, die nicht auf dem Bedienfeld verfügbar sind - sie befinden sich alle im neuen, verbesserten Utility-Menü.
Verbesserungen am Mikrofonkanal
Der Kanalzug für die Mikrofone hat viele Änderungen erhalten. Er verfügt jetzt über:
- Phantomspeisung für ein Kondensatormikrofon an Mikrofon 1
- Trennung von On/Off und Talkover
- Ein zusätzlicher Satz von Effekten (zusätzlich zu Reverb): Echo, Pitch und Megaphone, mit eigenem Parameter-Regler
- Eine "Push-to-talk"-Funktion auf der Ein/Aus-Taste
Dadurch wird die Verwendung der Mikrofone flexibler, macht mehr Spaß und ist einfacher zu handhaben.
Verbesserte Fader
Der Crossfader des DJM-900NXS2, Pioneers Magvel Gen 1 Modell, hat uns eigentlich nicht gestört und immer treue Dienste geleistet, aber der Crossfader des DJM-A9 ist ein wahres Schmuckstück. Offenbar handelt es sich um einen Magvel Gen 3, aber wie auch immer die technischen Details aussehen mögen, er fühlt sich wunderbar an.
Der Crossfader stammt direkt aus dem DJM-V10, ebenso wie die Upfader, und alles in allem stellen sie ein spürbares Upgrade gegenüber den durchaus brauchbaren Modellen des DJM-900NXS2 dar.
Bluetooth-Eingang
Diese Funktion ist heutzutage bei tragbaren PA-Lautsprechern, Live-Mixern und sogar bei einigen DJ-Mixern weit verbreitet, auch wenn die Modelle, die diese Funktion nutzen, (bisher) eher für den Verbraucher gedacht sind.
Wie dem auch sei, Pioneer DJ hat offensichtlich entschieden, dass diese Funktion auch in der professionellen DJ-Umgebung funktionieren kann, und wir stimmen dem zu. Die Möglichkeit, eine Bluetooth-Quelle einzuschalten, um z. B. im Notfall Musik von einem Telefon abzuspielen, erscheint uns sinnvoll. Das Pairing ist einfach und es funktioniert alles wie es soll- eine gute Ergänzung.
USB-C sowie USB-B
Der DJM-A9 wird zwar hauptsächlich in professionellen DJ-Setups mit vernetzten CDJ-3000 eingesetzt, aber viele DJs nutzen ein solches Setup auch gerne mit DJ-Software wie Serato (mit der er übrigens in Verbindung mit einer lizenzierten Version von Serato sofort funktioniert).
Der DJM-A9 verfügt über moderne USB-C-Buchsen, die sich neben ältere USB-B-Buchsen gesellen, für DJs, die Laptops anschließen möchten, und ist damit absolut zukunftssicher.
Der Mixer bietet somit auch die Möglichkeit, mit zwei verschiedenen PC/Mac Quellen zu arbeiten. DJ Nummer 1 könnte also an rekordbox auflegen, während DJ Nummer 2 sein Serato Set bereits vorbereitet.
Klangqualität
Der DJM-900NXS2 klang ziemlich gut... aber nicht ausgezeichnet. Gegen die Besten der Besten (einschließlich des DJM-V10 von Pioneer DJ) hatte er das Nachsehen.
Jetzt nicht mehr!
Der DJM-A9 verfügt über 32-Bit-Wandler, die vom DJM-V10 übernommen wurden, und klingt damit genauso gut wie sein Schwestermodell.
Der Master-Ausgang, der Booth-Ausgang, die beiden Kopfhörerausgänge, sogar die Phono-Eingänge ... alle wurden schaltungstechnisch optimiert und verbessert, um diesen Mixer zu einem großartig klingenden Gerät zu machen, und das merkt man auch im Betrieb. Wir haben den DJM-A9 in unserem Studio mit einem Paar gut abgestimmter Lautsprecher getestet, und wir fanden ihn wirklich ansprechend.
Fazit
Der alte DJM-900NXS2 fühlt sich, nun ja, alt an, wenn man erst einmal eine Weile mit diesem Gerät gespielt hat. Es handelt sich beim neuen A9 also eindeutig um eine Evolution, nicht um eine Revolution. Dieser Mixer richtet sich an Profi-DJs, die in großen Clubs oder Festivals auflegen.
Er behebt einige der größten Mängel des DJM-900NXS2 und ist zudem zukunftssicher, zum Beispiel mit den neuen USB-C-Buchsen. Die vorgenommenen Änderungen sind durchweg sinnvoll, und die neuen Ergänzungen (vor allem die Effekte am Mikrofon und die neuen Beat FX, sowie zusätzliche Kopfhörer und der neue Bluetooth-Eingang) sind alle großartig. Wir hätten uns allerdings einen integrierten Netzwerk-Router gewünscht.
Insgesamt hat der A9 mehr Funktionen, ist einfacher zu bedienen und klingt besser - ein klares Kaufargument... abgesehen vom Preis.
Mit 2.799 € ist er teurer als sein Vorgänger und jeder andere Mixer... aber für alle professionellen Veranstalter wird dies wohl kein Problem darstellen. Schließlich ist er im Begriff, der neue Industriestandard zu werden und den erfolgreichen alten Industriestandard desselben Unternehmens zu ersetzen. Zumal man bedenken sollte, dass einige Komponenten vom DJM-V10 Flagschiff übernommen wurden, der in einer ganz anderen Preisliga spielt.