Pioneer DJ CDJ-3000 Test
Nachdem Pioneer DJ seinem Dauerrenner CDJ-2000 als Nexus-Version gleich zwei Generalüberholungen spendierte, leitet der japanische DJ- Equipment-Hersteller mit dem CDJ- 3000 laut eigenen Angaben nicht nur vom Namen eine „neue Dimension“ ein. Kosmetisch, funktionell und auch technisch wurde ordentlich geklotzt, anstatt nur zu kleckern, ohne seiner typischen CDJ-Premium-Attitüde untreu zu werden. Wobei er eigentlich gar nicht mehr der Bezeichnung CDJ entspricht, denn das Abspielen von CDs gehört mit dem CDJ-3000 der Vergangenheit an.
Vielmehr konzentriert sich der multimediale DJ-Player ausschließlich auf angedockte USB-Sticks, SD-Karten, Festplatten oder gar Laptops beziehungsweise iPhone als Zuspielmedien und korrespondiert als Controller mit rekordbox, aber auch zukünftig Serato DJ Pro. Um Verfechter des Silberlings und der Vorgängermodelle zum neuen CDJ-3000 zu bekehren, bedarf es entsprechender Argumente, die Pioneer DJ liefert.
Neue Features - Gewohnte Oberfläche
„Never change a running System!“ - entsprechend hält Pioneer DJ am etablierten Design fest. Gut so, denn alles andere würde DJs in ihrem einstudierten Workflow beim Wechsel auf das Flaggschiff verunsichern.
Im direktenVergleich fallen dennoch etliche Unterschiede auf. Der neue CDJ-3000 ist drei Zentimeter länger, dafür etwas flacher - vermutlich aus dem wegfallenden CD-Slot resultierend. Auch die einstige nicht mehr zeitgemäße, auf vier Hot Cues beschränkte Leiste wurde verdoppelt und auffälliger horizontal unter das neue 9-Zoll-Touch-Display rangiert.
Der überarbeitete Bildschirm gehört vor allem funktionell zu den Unique Selling Points. Per „Touch-Preview“ sucht man durch Berühren in der verkleinterten Wellenformübersicht beliebige Stellen im Track auf.
Sollten mehrere Player über Pro DJ Link verknüpft sein, kann man Tracks eines anderen Players vorhören. Auch die Ansicht der Wellenform verbesserte Pioneer DJ. Obendrein stellt der CDJ-3000 die Wellenform der mit rekordbox analysierten Tracks als 3-Band dar, um anhand der damit visualisierten Bässe und Höhen die Struktur optisch erkennen zu können.
Funktionell gönnt Pioneer DJ dem CDJ-3000 auch eine dezidierte Key Shift- und Key Sync-Funktion zum manuellen oder automatischen Anpassen der Tonart zwischen den Decks für harmonische Übergänge.
Zudem wurde die Auto- Beat-Loop-Sektion um eine 8-Beat- Loop-Taste erweitert und es können selbst von der Beat- beziehungsweise Takt-Anzahl ungerade Beat-Strukturen geloopt werden. Auch die Beat Jumps halten Einzug, mit denen man im Track um 14 bis 64 quantisierte Beats nach vorn oder zurückspringt.
Jogwheels und Innere Werte
Für direkteres Vinyl-Feeling reduzierte Pioneer DJ das Jog-Wheel bezüglich seiner Latenz um die Hälfte. Der Widerstand lässt sich natürlich nach eigenen Bedürfnissen anpassen. In der Mitte zeigt das farbige LC-Display wie gehabt die Abspielposition und das Cover des geladenen Tracks. Der japanische Hersteller wirbt mit der erstmalig in einem CDJ verbauten MPU, bestehend aus einem Quad Core Cortex Arm mit 1,2 Gigahertz beziehungsweise Dual Core Cortex Arm mit 1,5 Gigahertz, wodurch er von einer stabileren Leistung und flüssigerem Workflow profitiert.
Seitens des Sounds arbeitet der CDJ-3000 neuerdings mit einem 96 kHz/ 32 Bit-Interface für einen satteren, natürlicheren und detaillierteren Klang samt Frequenzumfang von 4 bis 40.000 Hertz. Der verbesserte Digital-Analog-Wandler reduziert zu dem digitales Rauschen.
Das Gigabit-LAN vernetzt nicht nur bis zu sechs Player, sondern schickt auch per unterstützen Pro DJ Link Infos zur Phrasenanalyse an die DJ-Software rekordbox, um Lichteffekte passend zu den aufgelegten Beats über das optional erhältliche RB-DMX1-Interface zu steuern.
Rückseitig verfügt der CDJ-3000 neben der Netz-Buchse für das verriegelbare Kaltgerätekabel über einen analogen Cinch- und digitalen Koaxial-Ausgang, dazu einen USB-A- beziehungsweise USB-B-Port und eine LAN-Buchse.
Die Performance im Alltag
Schon beim Auspacken und Hochfahren fühlt man sich in eine neue Dimension gebeamt, vor allem dank des überragenden Touch-Displays.
Neben den bereits genannten Updates überzeugt der noch schneller reagierende, hochauflösende Bildschirm durch die verbesserte Search-Funktion einschließlich Tastatur, um Tracks gezielter und nicht nur durch Scrollen aufzustöbern.
Zudem lassen sich vom Bildschirm einige Features unverzögert triggern. Auch beim Jog-Wheel löst Pioneer DJ das Latenz-Versprechen ein, mit dem es sich noch besser scratchen lässt, wobei es dennoch am wahren Vinyl-Feeling aufgrund des Motorisierungsverzicht fehlt.
Nach dem Füttern des CDJ-3000 mit den über rekordbox verwalteten Daten, verliert der Player nach dem Andocken keine Zeit und übernimmt alle relevanten Daten.
Darüber hinaus werden alle Waveformen sofort angezeigt. Allerdings bleibt die Bearbeitung der Tracks vorab in rekordbox unausweichlich, denn eine On-Board-Analyse unterstützt der CDJ-3000 nicht.
Wer den Player lieber als Controller für den Performance-Modus von rekordbox mit angestecktem Laptop einsetzen möchte, kann dies problemlos umsetzen, denn der CDJ-3000 schaltet die Software kostenlos frei.
Auch Serato DJ Pro soll er zukünftig triggern dürfen. Und selbst rekordbox iOS auf dem iPhone gehorcht dem CDJ-3000, sofern das iDivice per USB-Kabel angedockt ist. Auf eine kabellose WIFI-Verbindung, um gestreamte Tracks vom Player aufzulegen, wird verzichtet, da es im professionellen Club- und Festival-Bereich (noch) zu wenig verbreitet ist.
Unser Fazit
Auch der Pioneer DJ CDJ-3000 wird sich vermutlich erneut zum Standard für Club- und Festival-DJs mausern. Dafür sprechen vor allem sein verbesserter Workflow mit dem vergrößerten, deutlich helleren Display nebst neuer Waveformdarstellung und Funktionen.
Seine flüssigere Performance, das nahezu latenzfreie Jog-Wheel und sein hochauflösender satter Klang sprechen für sich. Auch auf die acht Hot- Cues, die erweiterte Beat- Loop- und Beat-Jump-Sektion und Key-Shift beziehungsweise Key-Sync wird man nicht mehr verzichten wollen - auf das CD- Laufwerk allerdings schon. Kein Wehrmutstropfen, wenn man mit diesem Player für die nächste Dimension gewappnet ist.